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Samstag, 14.1.04
Mit etwas Geduld konnten Marco und ich unser Gepäck ohne ein Gramm Übergewicht einchecken.
Wie immer ist der Flug nach Neuseeland sehr lang. Interessant war der Zwischenstopp mit Übernachtung in Dubai. Da wir beide noch nie im Orient waren.
In Auckland endlich angekommen, mussten wir feststellen, dass der Velokoffer nicht den ganzen Weg transportiert wurde. Nach dem "lost baggage" und Einreiseprozedere erwischten wir Heinz Ryter gerade noch bevor er zur Polizei wollte, da er doch schon 2 Stunden auf uns gewartet hatte. Es gab natürlich ein grosses Hallo, da wir uns seit gut 3 Jahren nicht mehr gesehen hatten.
Für eine Woche blieben wir bei unseren Freunden in Auckland. Nach 2 Tagen wurde dann das Fahrrad auch geliefert. So konnte ich doch noch ein paar Kilometer auf der Strasse trainieren nach all den Trainingsrollenkilometern und mich an den Linksverkehr gewöhnen.

Sonntag, 25.1.04
Jetzt ist auch das andere Team angekommen: Martin Thalmann mit seinen Betreuern Hugi und Stefan. Mit einem Trick von Marco und mir, kam Martins Rennvelo pünktlich an. Das jüngste Team konnte bei der Familie Pfenninger nächtigen, bei welcher sie so verwöhnt wurden, dass sie alle etwas enger sitzen mussten auf der Rückbank des Mietautos auf der Weiterreise nach der Südinsel.

Dienstag, 27.1.04
Nachdem ich mir noch eine Massage gegönnt habe, verliessen wir in unserem "Highperformance Car" Auckland. Zwei mit Camping- und Sportausrüstung gefüllten Fahrradkoffern, etwas fachmännisch auf dem Dach festgezurrt, zwei Rennrädern am Heckträger befestigt und den Kofferraum gefüllt mit Rucksäcken, Esskiste und Kühlbox und drei Eco-Passagieren gaben wir jetzt schon ein abenteuerliches Bild ab.

Mittwoch, 28.1.04
Taumarununi war unser erstes Ziel. Martin und ich trainierten auf dem Wanganui River Kajaken und die Supporter angestrengt Golfspielen. Das Wetter hat sich immer noch nicht gebessert. Einmal am Tag regnete es bestimmt. Diesmal in Strömen als wir von Marco und Stefan abgeholt wurden. Stefan als "Copilot" musste öfters aus dem Auto und grössere Steine von der Strasse wegräumen, welche sich von den Hängen an der Strasse gelöst hatten.

Freitag, 30.1.04
Die Überfahrt mit der Fähre von Wellington nach Picton verlief ruhig, ausser dass es geregnet hatte. Nach einem kurzen Tankstopp fuhren wir bis Blenheim weiter. Dort stoppten wir für Lunch. Bedient wurden wir von der ausdauerndsten Frau der Welt: 230km Laufen in 24h.
Weiter auf dem Weg nach Kaikoura fuhren Martin und ich die letzten 60km mit dem Rennrad alles der Küste entlang. Herrlich, und es regnete für einmal nicht. In Kaikoura wurden wir von Kuini in der Jugendherberge herzlich empfangen. Wir wurden super einquartiert und mit einem köstlichen Dinner und etwas Bier hatten wir einen gemütlichen Abend.
Ausschlafen und ein Trainingslauf standen für den nächsten Tag auf dem Programm.

Sonntag, 1.2.04
In Hanmer Springs gab es noch einen Entspannungstag. Nach dem Thermalbad hatten wir alle fünf viel Hunger und später einen lauten tiefen Schlaf.
Montag, 2.2.04
Hier in Christchurch holten wir das 2. Auto ab und danach ging es zum Kajakshop, wo wir unsere vorbestellten Kajaks und Ausrüstung abholten. Leider sind die "Kiwis" nicht ganz so gut organisiert: es dauerte doch gute 2 Stunden bis wir wieder bereit zum Abfahren waren.
Danach fuhren wir an die Westküste nach Greymouth, wo wir unsere Basis einrichteten.
Auf dem Weg, sahen wir einen Teil der Strecke, welche wir für den C2C zu bewältigen hatten und es kam doch schon etwas Nervosität auf.

Dienstag, 3.2.04
Berglaufstrecke-Besichtigung. Unsere Supportcrew setzte uns im Regen aus und fuhr ins nächste Kaffee, um die folgenden 3 Stunden abzuwarten bis Martin und ich wieder zurück waren.
Vorerst benützten wir noch eine Brücke über den Otirariver, welche aber am Rennen gesperrt wird. Doch kaum 10min. später mussten wir zum ersten Mal den Deceptionriver überqueren und bekamen bereits nasse Füsse. Inzwischen holte uns David Owen aus Australien ein. Auch er hatte sich als individual onedayer am Cost to Cost angemeldet. Zu dritt suchten wir nun die besten Stellen zum Laufen und den Fluss zu überqueren. Eine unglaublich schöne Landschaft zeigte sich uns; trotz Regen. Aber auch unglaublich hart und rau zum Laufen.
Nach 2 Stunden waren wir wieder zurück und durchquerten den jetzt ziemlich reissenden
Otirariver. Regen, Käte und sehr kaltes Wasser, das kann ja heiter werden.

Mittwoch, 4.2.04
Kajaktraining. Mit drei Kajaks machten wir uns auf den Weg um den schwierigsten Teil des Waimakariririver zu befahren. David Owen hatte sich uns angeschlossen und entpuppte sich als Kajakexperte. Zur Abwechslung war es einmal schön und warm. Eine ruppige Kiesstrasse führte uns nahe an die Schlucht, welche wir befahren wollten. Nach einigen kühnen Manövern unserer beiden Drivern Marco und Hugi waren wir so nahe als möglich am Wasser. Den letzten Teil durch Dornengestrüpp machten wir zu Fuss. David nannte uns crazy swiss und schimpfte, es sei doch kein Esel. Der Fluss erwies sich am Anfang als sehr verästelt. Im extrem breiten Flussbett mussten wir uns sehr konzentrieren immer genügend Wasser unter dem Boot zu haben und nicht in einen toten Arm zu paddeln.
Die Schlucht ist umwerfend spektakulär. Da ich kaum mit einem Seakajak vertraut war und eher wenig Erfahrung hatte, kippte ich dann auch zweimal um. Beim zweiten Mal kollidierte ich ziemlich hässlich mit dem rechten Fuss an einen Felsen. Es gab einen schönen Bluterguss und das Gefühl im grossen Zeh war weg. Plötzlich kam extremer Gegenwind auf und wir mussten unsere Paddels ziemlich festhalten. 100 Meter vor dem vereinbarten Treffpunkt mit unseren Betreuern kriegten wir einen Hagelschauer ab. Wie kleine verscheuchte Enten sassen wir in unseren Booten und waren froh, Helme aufzuhaben. Auch hier kriegten wir einen starken Eindruck was uns erwarten könnte.
Wegen einer Baustelle konnten unsere Taxis nicht zum Treffpunkt kommen. Natel sei dank. So lotsten sie uns noch etwas weiter den Fluss abwärts, wo wir ohne Probleme ausbooten konnten. Martin überzeugte auf dem Campingplatz noch eine Touristin aus Österreich, dass wir dringend eine Massage nötig hätten, Setzte all seinen Charme ein und die gelernte Physiotherapeutin konnte nicht widerstehen.

Donnerstag, 5.2.04
Registrierung in Kumara. Jetzt gilt es ernst. Startnummer, Elektronicchip für die Zeitmessung und Briefing. Eindringlich erklärte uns der Organisator was wir zu unterlassen hätten und was uns erwartet.

Freitag, 6.2.04
Start 2-tages Lauf. Heute morgen sind rund 800 Athleten für den zweitages Wettkampf gestartet. Einen wundervollen Tag haben sie erwischt. Die Sonne scheint. Wir campieren auf dem Pferderennplatz in Kumara. Jetzt werden die letzten Vorbereitungen getroffen. Nichts darf vergessen werden und alles muss am richtigen Platz sein. 5 Wechsel gibt es. Fünf Müllsäcke mit Material, Essen und Kleidung. Letzte Sitzprobe im Kajak. David näht mir noch ein Netzsack für die Trinkblase, damit ich sie nicht auf dem Rücken tragen muss, sondern hinter dem Sitz auf dem Kajakboden befestigen kann. Somit setze ich den Schwerpunkt niedriger und habe die Schultern entlastet, welche sicher müde sein werden vom Laufen. Die Nervosität steigt. Marco und ich haben im Vorfeld praktische Checklisten erstellt damit das Packen schneller geht. David staunt nur, wie schnell das geht.
Letzte Pasta. 20 Uhr ins Bett.

Samstag, 7.2.04
04:30 Uhr: Stefan hat uns das Frühstück schon vorbereitet. Alle sind gedämpft nervös.
05:00 Uhr: Abfahrt mit dem Rennrad im dunkeln zum Radwechselplatz, dann 3 km zu Fuss zum Strand an den Start. Ausnahmslos alle haben sich Müllsäcke übergezogen; es windet sehr stark und ist kalt.
06:00 Uhr: Start. Lautlos laufen 147 AthletenInnen durch den Sand und erklimmen die Uferböschung. Das Tempo ist hoch. Martin und ich erreichen gleichzeitig die Fahrräder. Ich kämpfe mich aus den Beinlingen, mir ist sehr heiss geworden beim Laufen. Beim Packen verliere ich etwa 2 – 3 Minuten. Der Anschluss ist verpasst. Alleine kämpfe ich mich oft gegen den Wind, welcher nicht ausnahmslos von hinten kommt wie erwartet. Und jetzt beginnt es zu regnen. Es wird kühl und ich vermisse die Beinlinge. Hätte ich mich nur nicht von all den Anderen beeindrucken lassen.
2 Stunden später erreiche ich die Wechselzone zum Berglauf. Martin ist fast bereit zum Loslaufen. David ist vor gut 5 Minuten gestartet. Ich mag nicht recht essen, ziehe mich warm an und los geht’s. Bin im Fahrplan, habe aber etwas Mühe mit Atmen wegen meiner Erkältung. Die Prellung am Fuss spüre ich nicht. Doch gleich werde ich wieder angehalten: mit 4 Anderen müssen wir eine Gruppe bilden, da es bald einen grösseren Fluss zu überqueren gilt. Dort angekommen, ist es ein Kinderspiel, da es weniger Wasser hat als im Training. Bald löse ich mich aus der 4er Gruppe. Gut, dass wir im Training uns die Stellen gemerkt haben, wo der Fluss am leichtesten zu überqueren und der Pfad gut zum Laufen ist: gelbe Blume, Pfahl im Sand, Pyramide und Lavafeld.
Nach 1:20 Stunden bin ich dort angelangt, wo wir im Training nach 1:40 Stunden waren.
Die Beine krampften am Anfang etwas zusammen wegen des kalten Wassers. Das Terrain ist unglaublich rau: grobe Steine, Busch, Matsch und immer wieder durch den Fluss. Es regnet immer noch sehr stark. Ich hole viele Läufer und Läuferinnen ein. Manchmal habe ich das Gefühl ich bin ganz alleine und plötzlich befinde ich mich wieder in einer Gruppe.
Der Fluss wird immer wilder, das Terrain steigt. Inzwischen habe ich Martin eingeholt. Ich bin ein wenig schneller, habe etwas kalt, darum bleiben wir auch nicht zusammen. Plötzlich treffe ich auf eine Gruppe, die verzweifelt versucht, den Fluss zu überqueren. Keine Chance. Ich klettere gleich weiter, Laufen liegt nicht mehr drin. Krieche durch den Busch immer höher. Durchwate hüfttiefe Pools. Es gibt nur noch Fluss, kaum Ufer. Normalerweise ist es umgekehrt. Da, plötzlich eine Möglichkeit zu queren, locker. Aber ich habe das Gefühl, ich sei falsch. Finde ein Pfad und laufe etwas zurück. Doch ich war richtig. Ein Seitental ist abgesperrt mit einem offiziellen Band, das 3. auf den ganzen Weg, das ich sehe. Es gibt sonst keine Markierungen.
Wieder auf dem Pfad zurück, sehe die ich andere Gruppe, die auch versucht den Fluss zu queren. Martin ist dabei. Ich möchte ihm die Stelle zeigen, wo ich rüber bin, sehe aber, dass die Stelle schon überspült ist. Weiter geht’s. Jemand schliesst sich mir an und zusammen queren wir zum letzten Mal. Dann sehen wir die Hütte: Goatpass Hut. Der Aufstieg wäre normalerweise in einem trockenen Bachbett, höchstens ein Rinnsal. Jetzt ist es ein kleiner tosender Bergbach. 15 Minuten im eisigen Wasser hochklettern. Es gibt kein Ausweichen, links und rechts nur Busch. Oben angekommen, empfehlen uns 2 Offizielle die Thermowäsche anzuziehen. Geht doch in die Hütte, dort ist es warm und es gibt heisse Drinks, meinten sie.
In dem Moment kamen 5 frierende zitternde Gestalten aus der Hütte und setzten ihren Weg fort. Ich musste lachen.
5 Minuten später wollte ich wieder weiter. Doch der Chef der Hütte lässt keinen mehr gehen. Zu gefährlich, der Minghariver ist zu hoch gestiegen. Alle 15 Athleten in der Hütte sind enttäuscht. Da kommt auch die 5-köpfige Gruppe wieder zurück mit Martin, der nicht angehalten hatte. Das Rennen ist abgebrochen.
Die Organisatoren haben den Wasserstand der beiden Flüsse als zu hoch und gefährlich deklariert und gesperrt. Über Funk hören wir von verschiedenen Kontrollposten, das Leute gerettet werden mussten, andere zu Sammelstellen zurückgeschickt wurden, wo sie später per Helikopter ausgeflogen wurden. Martin und ich gehörten zu den letzten, die vom Goatpass ausgeflogen wurden.
Der Waimakuriririver wurde um 13:45 Uhr wegen Hochwasser gesperrt. 11/4 Stunden früher als vorgesehen. Das hiess auch für David das aus. Er erreichte die Kajakwechselzone um 13:55 Uhr.
101 Athleten wurden durch den Abbruch zum Aufgeben gezwungen, sehr enttäuschend, aber nötig. Sicherheit kommt vor. Martin trifft es härter als mich, da es sein zweiter Versuch war, das Coast to Coast zu beenden. Letztes Jahr erwischte es ihn beim Kajaken, dieses Jahr, besser vorbereitet, war es das Wetter. Bei mir bleibt das Gefühl etwas Unfertiges zu hinterlassen.

Montag, 9.2.04
Immer noch unter dem Eindruck des abgebrochenen Rennens lief der Plan erbarmungslos weiter, wie wenn alles gut gelaufen wäre: Kajak zurück bringen, zweites Auto abgeben, Fahrräder wieder in die Velokoffer verpacken......

Freitag, 13.2.04
Zurück in Auckland bei unseren Freunden. Trotz allem oder gerade weil wir es so gut hatten bei ihnen, organisierten wir eine BBQ-Party. Es war echt Kiwi-Style an der Beach mit Motorboot, Beachvolleyball, Würste und etwas zu trinken. Es war eine schöne und ausgelassene Stimmung kurz vor dem Retourflug.

Donnerstag, 25.2.04
Restaurant Traube in Ottikon
Hier hatten wir das erste Treffen, lernten einander kennen und besprachen das kommende Abenteuer. Heute machen wir einen Rückblick und eventuell den Schlussstrich unter das Abenteuer C2C.
Hugi ehrten wir mit einem Kochbuch, da er sich oft selbstlos in die Einkaufsläden stürzte und dann sich in der Küche verbarrikadierte, um uns mit einem tollen Menü zu verwöhnen.
Stefan (leider nicht anwesend) bekam 3 Powerbars für sein persönliches Marathon Ziel in Zürich, die magische Zeit 3:59:55 zu erreichen.
Martin erhält für kommende Strapazen ein Massage Öl.
Dies als Dank, dass die Jugend Marco und mich 3 Wochen lang ertragen haben.
Bis auf ein anderes Abenteuer.