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Giga-Story
Team windRad, Startnummer 1321
Am 7./8. Juli 2006 galt es, die Strecke von Genf nach Bern mit 329.5 km und 4'470 Höhenmetern in einer Maximalzeit von 24 Stunden rollend, schwimmend und laufend zu bewältigen…

Freitag, 8.00 in Gossau:
Der Tag fängt ja gut an! Nach wochenlanger Schönwetterperiode giesst es heute in Strömen. Wie sollen wir da die offiziellen Gigathlon-Aufkleber an der nassen Front- und Heckscheibe befestigen? Mit Tüchern und Föhn rücken Gesa und Ralph an, doch schon auf halbem Weg Richtung Oetwil, flattern die Aufkleber wie traurige Fahnen im Fahrtwind.

16.00:
La Chaux-de-Fonds: Die Startnummern sind geholt, die Bäuche mit Reis gefüllt (abends gibt’s ja Pasta!), das Zelt aufgestellt. In einem Meer von kleinen, orangeroten Zelten hebt sich ein grosses Schwarzes mit der Nummer 1321 von der Masse ab. Schon beim Aufstellen waren wir Zielscheibe hämischer (oder vielleicht neidischer?) Kommentare unserer Nachbarn. Drinnen liegt nun dösend das Team windRad, um sich von den Strapazen des Aufstellens zu erholen; rundherum herrscht eifriges Treiben.

19.00:
In einer völlig überfüllten und stickig heissen Halle finden das Athleten-Briefing und das Abendessen statt. Gross ist die Enttäuschung, als Patricia und Gesa nach einer halben Stunde anstehen nicht mit Pasta, sondern wieder mit Risotto zurückkommen. Besonders Sämi muss anschliessend im Zelt seine Kohlenhydratspeicher zusätzlich mit Basler Leckerli auffüllen.
Kurz darauf macht sich Ralph auf den Weg zum Bahnhof, um den Extrazug nach Genf zu erwischen. Im Zelt geht derweil die Diskussion los, wer mit Sämi das Zeltabteil teilen darf oder muss: Schutz vor Eindringlingen gegen Schnarchen?! Monika zieht das gute (oder schlechte?) Los. Schlussendlich verbrachten wir die Nacht dann zu fünft im Zelt! Nein, Ralph kam nicht zurück, sondern Sämis Drahtesel fühlte sich im Auto zu unsicher.

2200:
Aus dem schwarzen Zelt Nr. 1321 strömt eine penetrante Dul-X-Wolke, die Sämis Beinen entstammt. Überaus grosszügig massiert er damit seine Beine ein, was Patricia völlig entrüstet zur Bemerkung: „..das ist ja eine gewaltige Verschwendung..“ veranlasst. Von den ätherischen Ölen betäubt, kehrt bald Ruhe im Zelt ein.

2345:
Ein Geräusch weckt uns drei Frauen mitten in der Nacht auf. Wo ist eigentlich Sämi? Seine Silhouette hebt sich dunkel vor der Zelttüre vom nächtlichen Himmel ab. Hat er sich Ralphs Abschiedsworte:“..beschütz mir die drei Frauen..“ so sehr zu Herzen genommen? Wir versuchen Ralph auf dem Natel zu erreichen, damit er den Start um 2 Uhr nicht verschläft, aber er nimmt nicht ab. Ehrlich gesagt, niemand von uns möchte mit ihm tauschen…


Samstag, 5.00
Lautsprecheransagen und laute Musik reissen uns aus dem Schlaf. Der Hunger beim Frühstück hält sich in Grenzen, selbst Sämis selbstgebackene Dattelscones können den Appetit nicht wecken. Dann geht plötzlich alles schnell. Ralph ruft an, um seine ungefähre Zielzeit bekannt zu geben, Sämi wärmt sich auf dem Bike auf, das Zelt muss abgebrochen werden, fürs Zähne putzen muss angestanden werden…. Gigathlon besteht –laut Sämi - aus Warten. Vor dem Damen-WC stimmt diese Aussage zu 100%!

7.45:
Nach 5.75 Stunden kommt Ralph ins Ziel – im Morgengrauen hatte er kurz mit dem Schlaf zu kämpfen; ansonsten kommt er relativ frisch ins Ziel. Nachdem er uns aber erzählt, dass er glaubte zu halluzinieren, als er im Morgengrauen einen Rehbock am Strassenrand entdeckte , übernimmt Gesa das Fahren des Kleinbusses nach Brügg, da Ralph als nicht mehr zurechnungsfähig eingestuft wird.

1045:
Nach knapp 3 Stunden kommt Sämi als zwölftschnellster Biker ins Ziel in Aegerten. Nur Zwölfter?! Wäre da nicht diese Blondine gewesen, der er die eingeklemmte Kette reparierte und seine eigene Reifenpanne, so hätte er sicher einen Platz unter den ersten fünf ergattert. Das nächste Mal nehmen wir alle Blondinen aus dem Bikerennen, damit sich Sämi besser konzentrieren kann! Sämi wird schon sehnsüchtig erwartet, besonders von Gesa, die im Neopren warten muss, und von der Hitze und der Aufregung kaum mehr ansprechbar ist.

1215: Eine halbe Stunde früher als erwartet entsteigt Gesa den Fluten der Aare, froh wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Joggend nimmt sie die 300m zur Wechselzone in Angriff, um dort völlig verwirrt auf und ab zu laufen: Wo ist unsere Inlinerin Patricia? Nach einer Ewigkeit kommt Ralph mit der Mitteilung, sie sei noch auf dem WC. Ralph rennt völlig aufgelöst von einer Toi-Toilletenbox zur nächsten und ruft Patricias Namen. Endlich ist sie da. Helm auf, Rollerblades an und los. Völlig verwirrt nimmt sie die 46km in Angriff. Als „Strafe“ wird ihr die „verlorene“ Zeit in der Wechselzone aufgebrummt und sie trifft auf der gesamten Strecke niemanden in ihrem Tempo, um Windschatten zu fahren. Derweil wartet Sämi in Murten mit einer völlig aufgelösten Monika, die ihrem ersten Marathonstart entgegen fiebert.

1415:
Gentleman Sämi steht schon mit einem grossen Glace für Patricia im Ziel, während Monika den Chip übernimmt und ohne ein weiteres Wort die Laufstrecke in Angriff nimmt, während ihr ein verdutzter Sämi mit seinen vorgesehenen Motivationsworten nur noch nachblicken kann. Derweil ärgern sich Ralph und Gesa in Brügg über das restliche Team, da der Autoschlüssel nicht am vorher abgesprochenen Platz liegt. Das. heisst für die beiden: kein Mittagessen-Bon, keine Wechselkleider, nichts. Ralphs Stimmung fällt kurzfristig auf einen Tiefpunkt, die fehlenden Stunden Schlaf machen sich bemerkbar. Gesa organisiert dann doch ein Mittagessen und bettet Ralph dann in den Schatten, wo er friedlich einschläft.

Sehnsüchtig werden Patricia, Sämi und der Autoschlüssel erwartet, wobei sich herausstellt, dass der Schlüssel die ganze Zeit, zu gut versteckt von Sämi, im Stossdämpfer gelegen hat! Zu viert fahren wir weiter nach Bern, um unsere Schlussläuferin Monika in Empfang zu nehmen.

Das nächste Problem lässt nicht lange auf sich warten. Monika ist kopflos ohne ihr Natel losgerannt. Wie können wir so ihren aktuellen Kilometerstand erfahren? Sämi und Ralph schwingen sich auf die Räder, um ihr entgegenzufahren und sie auf den letzten Kilometern vor dem Hammermann zu schützen. Bald kommt dann auch der erlösende Anruf von Ralph: Monika ist bei km 32, ist immer noch joggend unterwegs und kann sogar noch reden! Circa 500m vor dem Ziel warten Patricia und Gesa sehnsüchtig, um die drei in Empfang zu nehmen.

Nach 17 Stunden und 43 Minuten läuft das ganze windRad–Team zusammen als 362. über die Ziellinie in Bern!

Erste Frage von Sämi an Monika im Ziel: wirst Du jemals wieder einen Marathon laufen? Nein kommt es in Sekundenschnelle zurück.
Entweder wird das nächste Mal Sämi unser Schlussläufer für den Marathon sein, oder, und das ist die realistischere Schlussfolgerung, Monika wird am Zürich Marathon 2007 anzutreffen sein!